Stambul
by Joachim SartoriusHeruntergekommen
sieht der Mond aus
durch das lange Rohr
auf wackligem Stativ,
aufgestellt am Rand des Taksim-Platzes;
aber der Blick kostet nur 500 Lira,
der Mann dreht an Rädern,
du beugst dich über eine kleine Linse
und siehst ihn, nah,
weiß und kühl, Krater und Täler,
selbst den schwarzen Fleck de beauté –
heruntergekommen etwas,
aber nicht halb so schäbig und wirklich
wie der Taksim mit seinem Verkehr,
den verwelkten Büchern auf staubigen Ständern
und klingelnden Mandelverkäufern.
Du gehst in den Menschen über den Platz.
Die Oleanderbüsche stehen
in ihrem runden Schatten
unter dem Neonlicht.
Der Mond ist klein, eine helle Scheibe
ohne Relief im Dunst der Sommernacht.
Nur du weißt, wie er aussieht,
ohne Leben,
präzis weiß und kühl, fast blau.
Stambul
by Joachim SartoriusThe moon looks
the worse for wear
through the long cylinder
on a shaky frame
set up at the edge of Taksim Square;
but the view costs just 500 lira,
the man swivels the wheels,
you bend over a small lens
and see it, near,
white and cool, craters and valleys,
even its black mark de beauté–
somewhat the worse for wear,
yet not nearly as shabby or real
as Taksim and its traffic,
the withered books on dusty racks,
the noisy almond vendors.
You walk across the square through the crowd.
Oleander bushes bask
in circular shadows
under halos of neon.
The moon is small: a bright disc
without contour in the haze of summer night.
You alone know what it looks like,
lifeless,
precisely white and cool, almost blue.
translated from German by Pauline Fan